In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder Krisen sind viele Arbeitgeber gezwungen, die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter zu reduzieren, um Kosten zu sparen und den Betrieb aufrechtzuerhalten. In solchen Fällen greifen in Deutschland verschiedene staatliche Unterstützungsmöglichkeiten, um Arbeitnehmer und Unternehmen zu entlasten. Kurzarbeit und Teilzeitarbeit sind zwei der wichtigsten Instrumente, die vom Staat gefördert werden. In diesem Artikel erklären wir, wie diese Modelle funktionieren, welche Voraussetzungen gelten und welche Vorteile sie bieten.
Was ist Kurzarbeit? Kurzarbeit bezeichnet eine vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit und des damit verbundenen Lohns aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten des Arbeitgebers. Anstatt Mitarbeiter zu entlassen, können Unternehmen in solchen Fällen Kurzarbeit beantragen. Der Staat unterstützt dies, indem er einen Teil des entfallenden Lohns ersetzt.
Voraussetzungen für Kurzarbeit:
- Betriebliche oder wirtschaftliche Gründe, die zu einem erheblichen Arbeitsausfall führen
- Zustimmung des Betriebsrats (sofern vorhanden)
- Anzeige der Kurzarbeit bei der zuständigen Agentur für Arbeit
Wie funktioniert Kurzarbeitergeld? Wenn Kurzarbeit in einem Betrieb eingeführt wird, erhalten die betroffenen Mitarbeiter Kurzarbeitergeld. Dieses Kurzarbeitergeld wird vom Arbeitgeber an den Arbeitnehmer ausgezahlt und zu einem großen Teil von der Bundesagentur für Arbeit erstattet.
Die Höhe des Kurzarbeitergeldes bemisst sich wie folgt:
- Für Arbeitnehmer ohne Kinder: 60% des ausgefallenen Nettolohns
- Für Arbeitnehmer mit Kindern: 67% des ausgefallenen Nettolohns
Das Kurzarbeitergeld wird für maximal 24 Monate gezahlt. In Krisensituationen, wie etwa der Corona-Pandemie, kann diese Bezugsdauer sogar auf bis zu 24 Monate verlängert werden.
Vorteile von Kurzarbeit für Arbeitnehmer:
- Sicherung des Arbeitsplatzes
- Teilweiser Lohnausgleich durch das Kurzarbeitergeld
- Weiterbildungsmöglichkeiten während der Kurzarbeit
- Anrechnung der Kurzarbeitszeit auf die Betriebszugehörigkeit
Vorteile von Kurzarbeit für Arbeitgeber:
- Vermeidung von Entlassungen
- Fachkräfte bleiben im Unternehmen
- Schnelle Hochfahren der Produktion nach der Krise
- Reduzierung der Personalkosten
Was ist Teilzeitarbeit? Neben Kurzarbeit ist Teilzeitarbeit eine weitere Möglichkeit für Arbeitnehmer, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Im Gegensatz zur Kurzarbeit ist Teilzeitarbeit jedoch keine befristete, sondern eine dauerhafte Verringerung der Arbeitszeit.
Voraussetzungen für Teilzeitarbeit:
- Betriebe mit in der Regel mehr als 15 Beschäftigten müssen Teilzeitwünsche ihrer Mitarbeiter grundsätzlich prüfen und ermöglichen, sofern dem keine dringenden betrieblichen Gründe entgegenstehen.
- Der Arbeitnehmer muss den Wunsch auf Teilzeitarbeit schriftlich beim Arbeitgeber einreichen.
Formen der Teilzeitarbeit:
- Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit (z.B. von 40 auf 30 Stunden)
- Jobsharing: Zwei Mitarbeiter teilen sich eine Vollzeitstelle
- Altersteilzeit: Gleitender Übergang in den Ruhestand
Vorteile von Teilzeitarbeit für Arbeitnehmer:
- Bessere Work-Life-Balance
- Mehr Zeit für Familie, Hobbys oder Weiterbildung
- Möglichkeit, schrittweise in den Ruhestand zu wechseln
- Teilweise Lohnfortzahlung bei Krankheit und im Urlaub
Vorteile von Teilzeitarbeit für Arbeitgeber:
- Attraktiver Arbeitgeber für Fachkräfte
- Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung
- Flexiblere Personalplanung
- Möglichkeit, Spitzen- und Saisonzeiten besser abzudecken
Weitere staatliche Unterstützung Neben Kurzarbeitergeld und der gesetzlichen Regelung zur Teilzeitarbeit bietet der Staat auch weitere Förderprogramme an, die Arbeitnehmer und Unternehmen in Krisenzeiten oder bei Umstrukturierungen unterstützen:
Qualifizierungschancengesetz Das Qualifizierungschancengesetz ermöglicht es Arbeitgebern, Weiterbildungskosten für ihre Mitarbeiter zu erstatten. Dabei übernimmt die Bundesagentur für Arbeit einen Teil der Weiterbildungskosten, wenn die Weiterbildung der Anpassung an den technologischen Wandel oder der Vermeidung von Arbeitslosigkeit dient.
Transferkurzarbeitergeld Bei Betriebsschließungen oder Kündigungen aufgrund von Umstrukturierungen können Arbeitnehmer Transferkurzarbeitergeld beantragen. Dieses dient dazu, den Übergang in eine neue Beschäftigung zu erleichtern, indem es den Lohnausfall teilweise ausgleicht.
Berufliche Weiterbildungsförderung Arbeitnehmer, die ihre beruflichen Kompetenzen erweitern oder verändern möchten, können finanzielle Unterstützung in Form von Weiterbildungsgutscheinen oder Aufstiegsfortbildungsförderung erhalten.
Fazit Kurzarbeit und Teilzeitarbeit sind wichtige Instrumente, mit denen der Staat Arbeitnehmer und Unternehmen in schwierigen wirtschaftlichen Situationen unterstützt. Durch die Übernahme eines Teils des Lohnausfalls, die Erhaltung von Arbeitsplätzen und die Förderung von Weiterbildungen bietet der Staat zahlreiche Möglichkeiten, um Beschäftigung zu sichern und den Strukturwandel zu bewältigen. Darüber hinaus gibt es weitere Förderprogramme, die je nach Situation zum Einsatz kommen können.
Für Arbeitnehmer bedeuten diese Modelle in erster Linie Arbeitsplatzsicherheit, finanzielle Entlastung und die Chance, sich weiterzuqualifizieren. Arbeitgeber profitieren von der Möglichkeit, Fachkräfte im Unternehmen zu halten und schnell wieder hochfahren zu können, wenn sich die Lage verbessert.
Insgesamt tragen Kurzarbeit, Teilzeitarbeit und die weiteren staatlichen Unterstützungsangebote dazu bei, Beschäftigung zu erhalten, Arbeitnehmer und Unternehmen in Krisenzeiten zu stabilisieren und den Strukturwandel sozialverträglich zu gestalten. CopyRetry